Um 1616/ 1617 eröffnete Henrich Nieweg auf seinem Hof Nr. 22 (heute Bielefelder Str. 185) ebenfalls einen Krug, wobei ihm die Lage an der Heerstraße Lemgo- Lieme- Bielefeld sehr zugute kam.

Um 1638 erwarb Henrich Nieweg das Brau- und Brennrecht für Lieme, das wegen des Todes Ludolf Krügers frei geworden war. Trotzdem scheint der Liemer Krug in den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges und in den ersten Jahren nach Friedensschluss (1648) nur ein Schattendasein geführt zu haben, denn der Krüger klagte mehrfach über mangelnden Absatz an Bier und zu hohe Abgaben an das Amt.

Als Henrich Nieweg 1642 starb, übernahm den Krug zunächst ein Interimswirt, da der Sohn und Erbe, Berndt Nieweg damals erst 14 Jahre alt war. Namentlich ist dieser Wirt nicht bekannt, er wurde aber beschuldigt, 1646 mehrere kaiserliche Soldaten getötet zu haben. Aus Mangel an Beweisen wurde er jedoch nicht verurteilt.

1648 übernahm dann Berndt Nieweg den väterlichen Hof und Krug und 1692 wurde das Privileg für das alleinige Brauen von Bier und das Brennen von Branntwein für die Bauerschaft Lieme dann noch einmal erneuert.

Für das Brennen und Brauen beschäftigte der Liemer Krüger zeitweilig einen Brauknecht, der über die notwendigen Fachkenntnisse und Fähigkeiten verfügte.

Im Jahre 1716 starb mit Hermann Henrich Nieweg der letzte männliche Nachkomme der Familie.

Um die Erbfolge entbrannte ein erbitterter Streit zwischen der Schwester und drei Halbschwestern, bis das Gericht den Krughof schließlich Frau Anna Maria Elisabeth Nieweg und ihrem ersten Ehemann Arend Christian Bödeker zusprach.

Als Bödeker 1738 starb, heiratete Anna Maria Elisabeth den Gastwirt Johann Ernst Kuhfuß, der Hof und Krug für den noch minderjährigen Erben Christian Rudolf Bödeker als Interimswirt bewirtschaftete. Christian Rudolf Bödeker studierte später Medizin und eröffnete eine Praxis in Lemgo. Den Liemer Krug verpachtete er nach dem Tod seines Stiefvaters nacheinander an

seinen Stiefbruder Ernst Casimir Kuhfuß,

Johann Otto Henke

und Johann Dietrich Mundhaupt.

Als Dr. Bödeker 1772 starb, hinterließ er mehrere minderjährige Kinder, deren Vormünder den Liemer Krug mit allem Zubehör an den Kaufmann Johann Georg Steinmeyer, der auf dem Hof Günther Nr. 17 (heute Bielefelder Str. 155 – 157) einen Handel mit >>fetten und kurzen Waren, Garn, Wein, Kümmel, Anis und holländischem Rohöl betrieb.

Die Besitzer des Liemer Kruges mussten mehrfach vor Gericht ziehen, um ihr Brau-, Brenn- und Ausschankmonopol gegen die immer wieder entstehenden Neben- oder Winkelkrüge zu sichern.

1748/ 49 ging der Liemer Krüger Johann Ernst Kuhfuß vor das Reichskammergericht in Wetzlar und beantragte die Schließung aller Nebenkrüge in Lieme. Die Klage hatte Erfolg und das Reichskammergericht erließ ein Dekret, durch das die lippischen Behörden zur Schließung aller Nebenkrüge gezwungen wurden.

Im Jahre 1760 verklagte Dr. Rudolf Bödeker als Besitzer des Liemer Kruges den Besitzer des Steinhofes, Fuchs, auf Schließung seines Nebenkruges. Der Prozess zog sich über Jahre hin. Die Klage scheint aber keinen Erfolg gehabt zu haben, denn ein Urteil des Reichskammergerichts liegt nicht vor und der Steinhof wurde noch mindestens bis ins Jahr 1790 betrieben.

1773 erwarb der Gastwirt Georg Steinmeyer den Liemer Krug und brachte den etwas heruntergewirtschafteten Betrieb schnell wieder zur Blüte. Schon 10 Jahre später konnte er den Kredit, den er für den Kauf des Kruges aufgenommen hatte, wieder zurückzahlen.

1778 ließ Steinmeyer das abgelaufene Krugmonopol noch einmal verlängern.

Als er dann sieben Jahre später überraschend verstarb und sein noch minderjähriger Sohn Johann Berndt Steinmeyer eine Lehre in Holland absolvierte wurde der Krug für 6 Jahre verpachtet. Nach Abschluss seiner Lehre mietete er die Leibzucht von Kuhlmann Nr. 5 in der Twete und eröffnete dort einen Handel mit >>allerlei trockenen und fetten Waren, Garn, Messer, Scheren und Schnallen>>. Nach Ablauf der Pachtzeit im Jahre 1791 betrieb er das Geschäft im Liemer Krug weiter, das er dann aber 1807 wegen der >>schlechten, geld- und nahrungslosen Zeit>> aufgab.

Der Liemer Krug blieb bis 1866 im Besitz der Kruggerechtigkeit für das Dorf Lieme. Dann wurde sie durch das Gesetz zur Einführung der Gewerbefreiheit in Lippe endgültig aufgehoben. Als Entschädigung hierfür erhielt der Krüger Steinmeyer eine Ausgleichszahlung in Höhe des zwanzigfachen des geschätzten Jahreseintrags.

1894 errichtete der damalige Inhaber des Liemer Krugs, Hermann A. Steinmeyer den noch heute vorhandenen >>Großen Saal>>, welcher für das Liemer Vereinsleben von großer Bedeutung war. Sein Sohn Wilhelm ergänzte die Gasträume dann 1933 noch durch ein Vereinszimmer und den >>Kleinen Saal>>.

Im Nebenamt übten Hermann und Wilhelm Steinmeyer in der Zeit von 1893 bis 1972 das Amt des Posthalters der Postnebenstelle Lieme aus, das in einem Nebenraum des Liemer Krugs untergebracht war.

Seit 1984 wird der Liemer Krug von der Familie Spies fortgeführt.

Der heutige „Liemer Krug“

(Quelle: F. Starke – „Lieme – Eine Dorfgeschichte in Einzeldarstellungen“)