Das Vereinsleben des MGV „Harmonie“ Lieme wurde Ende 1919 wieder aufgenommen. Die vorübergehende Chorleitung übernahm der Lehrer Gustav Döldissen, da Fritz Siek noch in französischer Gefangenschaft war.

Die Mitgliederzahl stieg durch 25 Neueintritte schnell wieder auf 45 Aktive.

Schnell stellte sich auch wieder die Dirigentenfrage, da der Chorleiter Gustav Döldissen Mitte 1920 seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen überraschend aufgeben musste und Lieme verließ. Erneut übernahm dann der inzwischen aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Siek den Chor und leitete diesen bis 1927. Seine Nachfolge trat der seit 1925 an der Volksschule Lieme tätige Lehrer Eduard Pfeil an, der das Dirigentenamt bis 1931 innehatte. Das Ehrenmitglied Fritz Siek stellte sich nach Ausscheiden Pfeils ein drittes Mal als Chorleiter zur Verfügung, da trotz vieler Bemühungen kein anderer Dirigent gefunden werden konnte. Mehr als sieben Jahre leitete er noch einmal den Chor, bis zum Spätherbst 1938. Darauf folgte der Lagenser Lehrer Gustav Lennier, der als Chorleiter einen guten Ruf genoss und dem Vereinsleben neuen Auftrieb gab.

Erst Anfang 1933 beschlossen die Mitglieder nach heftiger Debatte unter dem Zwang der geänderten politischen Verhältnisse den Anschluss an den Lippischen und damit auch dem Deutschen Sängerbund.

Das blieb jedoch nicht die einzige Auswirkung der Machtergreifung der Nationalsozialisten auf das Vereinsleben der „Harmonie“, denn jene begnügte sich nicht mit der Gleichschaltung aller staatlichen und kommunalen Gremien. Sie erzwangen auch die politische Gleichschaltung aller staatlichen und kommunalen Gremien.

Sie erzwangen auch die politische Gleichschaltung eines jeden Vereins. Am 15. Mai 1933 ordnete der NSDAP- Gaukommissar Steineke die Gleichschaltung aller lippischen Gesangvereine bis zum 01. Juni 1933 an. Das bedeutete, dass in allen Gesangvereinen bis zu diesem Datum mindestens 51 % der Vorstandsmitglieder von NSDAP- Mitgliedern oder von Personen ihres Vertrauens besetzt werden mussten.

Die Errichtung des Kleinen Saales im Liemer Krug (1932/ 33 durch Gastwirt Wilhelm Steinmeyer) war für das Vereinsleben des MGV >>Harmonie>> von großer Bedeutung. Das neue >>Sängerheim>>, so wird der Saal in den Vereinsprotokollen genannt, sollte >>in Zukunft unsere Sängerbleibe sein>>. Und das ist auch bis heute noch der Fall, abgesehen von einer kleinen Unterbrechung in den ersten Nachkriegsjahren. 1936 gründete der Chorleiter Fritz Siek einen Kinderchor, welcher aber, bedingt durch die Konkurrenz des >>Jungvolks>> und der >>Jungmädel>> nur kurze Zeit bestand.

Ende des Jahres 1938 legte Fritz Siek sein Amt als Chorleiter nach 15 Jahren aktiver Mitarbeit als Schriftführer und Dirigent des MGV >>Harmonie>> endgültig nieder. Bereits 1927 war er zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt worden.

Sein Nachfolger Gustav Lennier gab dem Chor in kurzer Zeit neue Impulse. Seine Chortätigkeit in Lieme dauerte jedoch nur eine kurze Weile, denn der Beginn des Zweiten Weltkrieges am 01. September 1939 beendete diesen Abschnitt des Vereinslebens.

(Quelle: F. Starke – „Lieme – Eine Dorfgeschichte in Einzeldarstellungen“)